Fischzucht mit Zukunft

Fischzucht mit Zukunft
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Bodenkirchens Bürgermeisterin und Bezirksrätin Monika Maier im Gespräch mit Fischzüchter Andreas Hofer über ein innovatives Projekt zur Fischfütterung

Velden. Andreas Hofer produziert in seinen Fischzuchtanlagen, unter anderem in Velden an der Vils, mehrere Hundert Tonnen Fisch pro Jahr – beispielsweise Forellen, Saiblinge und Karpfen. Vermarktet werden sie über Großabnehmer wie Fischzüchter, Angelvereine, Fischverarbeiter und den eigenen Hofladen, sowohl lebend als auch geschlachtet und geräuchert. Bezirksrätin Monika Maier besuchte gemeinsam mit Fischereifachberater Dr. Stephan Paintner die Anlage, wo Hofer bis vor kurzem an einem Pilotprojekt zur Zucht von Soldatenfliegenlarven als Bestandteil von Fischfutter teilnahm.

Als hochwertiges Nahrungsmittel liegt Fisch im Trend. Bisher werde der Bedarf beispielsweise an Forellen nur zu etwa 30 Prozent aus heimischer Erzeugung gedeckt, der Rest käme aus dem Ausland, sagte Andreas Hofer. „Kurze Transportwege sind sehr wichtig bei der Lebensmittelversorgung, daher freue ich mich über den Verbrauchertrend hin zu mehr regionalen Produkten“, so Bezirksrätin Maier. Um Fischzüchtern und Teichwirten bei der Bewältigung von Herausforderungen zu unterstützen, aber auch für den Arten- und Gewässerschutz, brauche es die fachkompetente Beratung und Expertise der Fischereifachberatung des Bezirks Niederbayern.

Der Kostendruck in der Fischzucht steige, aber es gäbe innovative Ansätze, die Hoffnung machen, so Hofer. „Das Futter ist ein zentraler Kostenfaktor“. Hinzu käme, dass Fischmehl aus der Meeresfischerei, das aktuell noch etwa 10 bis 20 Prozent im konventionellen und bis 30 Prozent im Bio-Fischfutter ausmacht, begrenzt ist und keine Zuwächse mehr möglich sind ohne die natürlichen Bestände zu überfischen. Ökologisch und ökonomisch sinnvoll sei der Einsatz von Insekten, um Fischmehl zumindest teilweise zu ersetzen. Dies sei der Grund dafür, dass er einen Pilotversuch gemeinsam mit dem Startup-Unternehmen FarmInsect durchgeführt habe.

Insektenlarven gehören zum natürlichen Nahrungsspektrum von Forellen. Bei dem Pilotprojekt werden Larven der Soldatenfliege gezüchtet, die ein für die Fischfütterung geeignetes protein- und fettreiches Nährstoffprofil besitzen. Dadurch kann auch der Anteil von Soja im Futtermittel reduziert werden. Denn der Anbau von Soja geht in den aktuell benötigten Größenordnungen oft auf Kosten der Umwelt. Als Nährstofflieferant sind Insektenlarven auch für die Fütterung anderer Nutztiere geeignet. Der größte Vorteil ist, dass Insekten eine hervorragende Ökobilanz bieten. Während bei Rindern rund acht Kilogramm Futter nötig sind, um ein Kilogramm Fleisch aufzubauen, sind es bei Insekten nur maximal zwei Kilogramm, das idealerweise aus Abfällen der Lebensmittelherstellung stammt. Im Falle der Soldatenfliegenlarven von Andreas Hofer ist es Weizenkleie aus einer nahegelegenen Getreidemühle.

„Die Larven werden zur Weiterverarbeitung vom schwer verdaulichen Chitin-Panzer befreit“, erläuterte Hofer. „Anschließend werden Öl und Protein getrennt und das Material zu Pellets verarbeitet. Bei unseren ersten Versuchen haben wir einen Larvenanteil von 8 bis 15 Prozent im Futter und die Fische nehmen es sehr gut an.“ Der erste Pilotversuch in seiner Anlage sei nun abgeschlossen, bald solle es aber weitergehen.

Dazu Bezirksrätin Maier: „Ich freue mich, dass es Menschen gibt, die weder Mühen noch Widerstände scheuen, um unorthodoxe, aber vielversprechende Lösungsansätze zu verfolgen. Sie helfen damit nicht nur der Fischwirtschaft und der Natur, sondern erweisen auch der Allgemeinheit und ihrer Region einen Dienst.“

Bildunterschrift: Andreas Hofer (Mitte) zeigte Bezirksrätin Monika Maier und Dr. Stephan Paintner, Fischereifachberater der Bezirks Niederbayern, die Anlage zur Anzucht von Soldatenfliegenlarven und erläuterte den Pilotversuch, den er gemeinsam mit FarmInsect durchgeführt hat.

Foto: Bäter, Bezirk Niederbayern

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